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Die Geschäftsführung des Seehotels Jägerwirt im Interview (Teil 1):

Sabine und Alex über Geschichtliches, ihre Zeit auf Bali und ihre Rückkehr

Tradition und Moderne. Beständigkeit und Aufbruchstimmung. Österreichische Gastfreundschaft und Weltenbummler-Flair. Das Seehotel Jägerwirt ist ein Haus der Gegensätze. Und bringt zusammen, was auf den ersten Blick unvereinbar scheint, sich aber doch zusammenfügt. Und dieses einzigartige Konglomerat ist es letztendlich, welches den unvergleichlichen Charme des Hotels ausmacht. Das alles hat auch ein Stück weit mit der fünften Generation zu tun, die den „Jägerwirt“ seit Ende 2022 übernommen hat: Wir, Sabine und Alexander Springenschmidt, wollen sowohl die Anfänge und Traditionen des ehrwürdigen Hauses achten als auch neue Impulse wirken lassen. Was wir genau damit meinen, wo die Geschichte des Hauses ihren Anfang nahm und warum uns auch die Insel Bali inspiriert hat, verraten wir im ersten Teil des Interviews.

Tauchen wir zunächst in die Geschichte ein: Seit wann gibt es das Seehotel Jägerwirt?

Sabine: Seit knapp 120 Jahren. Den Grundstein legte Johann Brandstätter, als er 1905 das ehemalige Steinmetzhaus der Grafen Hugo Lazy und Henckel von Donnersmark kaufte. Er wollte es vor allem in der kalten Jahreszeit als „Touristenhaus“ führen und richtete daher erste Zimmer ein. 1912 wurde schließlich der nahe Seewirt dazu gepachtet.

Wie ging es dann weiter? Und was hat es mit der Bezeichnung „Engländer-Lift“ auf sich?

Sabine: 1930 etablierte bereits die nächste Generation, Hans Brandstätter, der Sohn des Gründers und passionierter Jäger, das Anwesen als „Jägerwirt“. Hinzu kamen ein halber Hektar Almgrund sowie weitere Gästezimmer und ein Speisesaal. Zu jener Zeit hatten auch bereits viele Sommerfrischler aus Österreich die Turrach als Urlaubsdestination auserkoren. Und nach dem Krieg kam schließlich der Wintertourismus mehr und mehr ins Rollen, denn britische Truppen bauten den ersten Skilift der Region. Dieser wird deswegen auch „Engländer-Lift“ genannt. Sie schenkten ihn später meinem Opa Siegfried. Dieser übernahm das Seehotel Jägerwirt 1963 gemeinsam mit meiner Oma Elisabeth und baute es weiter aus. In den 1980er-Jahren übergaben sie den Betrieb der vierten Generation, meinen Eltern Siegfried und Gerda. Viele Großinvestitionen und Erneuerungen folgten. Man kann sagen: Sie haben das Haus von vorne bis hinten umgebaut. In den letzten Jahren war mein Bruder nun eine Zeit lang Geschäftsführer – er wollte sich jedoch beruflich umorientieren.

Nun seid ihr am Ruder. War es für dich, Sabine, immer klar, den Betrieb zu übernehmen?

Sabine: Nein, absolut nicht. Ich habe zwar immer schon im Hotel meiner Eltern mitgeholfen und die Hotelfachschule besucht, aber später in Wien ein Studium mit Wirtschafts- und Marketing-Schwerpunkt absolviert. Den Tourismus an sich fand ich schon interessant, aber ich hätte mich eher im Tourismusmarketing gesehen, nicht in einem eigenen Betrieb. Aber nachdem die Geschäftsführung für meinen Bruder kein Thema mehr war, stand die Frage im Raum: Wer macht’s? Da fragten meine Eltern uns.

Ihr wart zu jener Zeit gerade erst wieder von Bali zurückgekehrt. Was hat euch dorthin verschlagen und was habt ihr dort gemacht?

Alex: Ja, genau. Alles begann mit einem Jobangebot meinerseits auf Bali. Und irgendwie führte dann eins zum anderen: Wir fanden ein passendes Grundstück, das wir eigentlich nur für uns privat haben wollten. Darauf befanden sich zwei Häuser, ein Privathaus und ein Gästehaus. Immer wieder nutzten Freunde und Bekannte das Gästehaus und kamen zu Besuch. Schon bald nächtigten aber auch die Freunde unserer Freunde dort. Und wiederum deren Freunde. Irgendwann waren es dann Fremde, die das Haus für ein paar Tage bezogen.

Sabine: Und weil das so gut lief, entschlossen wir uns, ein Hotel daraus zu machen und Bungalows zu bauen. Bei mir könnte man also sagen: Mit 16 Jahren sagte ich mir zwar selbst, ich würde nie in der Hotellerie landen. Acht Jahre später baute ich allerdings ein eigenes Hotel auf Bali. Irgendwie ist das Gastgeber-Dasein also doch in meiner DNA enthalten.

Insgesamt 17 Jahre habt ihr dann auf Bali verbracht, ein Hotel, ein veganes Restaurant, eine Surfschule sowie ein Yoga-Studio geführt und den ersten Downhill-Bike-Park Südostasiens aufgebaut. Warum dann die Rückkehr?

Sabine: Hauptgrund waren und sind unsere Kinder. Wir wollten ihnen eine schöne Kindheit in einer intakten Natur ermöglichen.  

Alex: Wir waren auch zwischenzeitlich einmal kurz aus familiären Gründen in Österreich und da wollten unsere Kinder schon gar nicht mehr zurück nach Bali. Denn hier in Österreich konnten sie frei herumtoben und überall mit dem Rad fahren. Für uns stand daher bald fest: Wir kehren zurück. Wir haben unser Hotel noch eine Zeit lang von Österreich aus geführt, später verpachtet. Das passt im Moment hervorragend für uns. Alles weitere wird sich weisen.

Was hat euch an Bali fasziniert und woran denkt ihr gerne zurück?

Sabine: Vor allem die Freundlichkeit, Herzlichkeit, Gelassenheit und Hilfsbereitschaft der Balinesen. Diese herzliche Gastfreundschaft leben wir auch im Seehotel Jägerwirt.

Alex: Und natürlich auch das Meer. Für mich als begeisterter Wellen-Reiter war Bali ein Traum.

Und umgekehrt: Was habt ihr auf Bali aus Österreich vermisst?

Sabine: Ganz zu Beginn vermisst du natürlich nichts, denn alles ist neu und du bist wie elektrisiert. Erst nach und nach und je tiefer du in die Kultur des Landes eintauchst, beginnst du zu vergleichen und manches zu vermissen. Etwa die Rechte, die du in Österreich hast, die Struktur, das saubere Trinkwasser, die Mülltrennung, ordentliche Stromleitungen, das Privileg einer e-card oder generell die ärztliche Versorgung.

Alex: Das ist auch der Grund, warum wir der Meinung sind, dass Menschen generell mehr reisen sollten. Einfach einmal wegkommen von zu Hause und vom gewohnten Umfeld. Dann würden sie das alles auch weitaus mehr schätzen und sehen, in welchem Luxus wir leben.

Nun seid ihr Geschäftsführer des Seehotels Jägerwirt – was ist das Tolle am Hotel-Business?

Sabine: Jeder Tag ist anders, jeder Gast ist anders. Und das ist das Spannende an diesem Beruf und dieser Branche. Ein gewisser täglicher Nervenkitzel, wenn man so will.

Alex: Auch das Menschliche ist unheimlich interessant. Man hat mit so vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun – im Team und bei den Gästen. Gleichzeitig musst du als Chef das Zentrum bleiben. Du musst zuhören können, wissen, wem und was du wie viel Raum gibst, Lösungen finden, aber auch manchmal „Stopp!“ schreien.